05.07
Jugger – Die Grundlagen
Bei Jugger handelt es sich um einen aufstrebenden Mannschaftssport, welcher sich gerade in Deutschland unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer größerer Beliebtheit erfreut. Regeltechnisch könnte man ihn als eine Mischung aus Fechten und Rugby beschreiben: Zwei Mannschaften mit jeweils 5 Spielern treten sich auf dem Spielfeld gegenüber, um den vor Spielbeginn in der Feldmitte platzierten Ball (den sogenannten „Jugg“) zu erobern und diesen im gegnerischen Tor zu platzieren, um zu punkten.
Die Besonderheit des Spielgeschehens liegt u.a. darin, dass nur ein designierter Spieler pro Team den Spielball aufnehmen und Punkte erzielen darf. Die Aufgabe seiner 4 Mannschaftskameraden liegt darin, ihn vor dem Gegner abzuschirmen, um ihm dies zu ermöglichen. Zu diesem Zweck tragen sie „Pompfen“, mit Schaumstoff gepolsterte Sportgeräte. Wenn es einem Spieler gelingt, einen Gegner mit seiner Pompfe abzuschlagen, so muss dieser abknien und eine Strafzeit abwarten, ehe er wieder ins Spiel eingreifen darf. Das Spiel erfolgt Punkt um Punkt, d.h., nach jedem Spielzug wird die Ausgangslage wieder hergestellt und der nächste Spielzug begonnen. Sieger ist somit, wer in der festgelegten Spielzeit die meisten Punkte erzielt.
Die Geschichte
Jugger ist ein sehr schneller und dynamischer Sport, ein Spielzug kann nur wenige Sekunden dauern, genauso ist aber durch die Abknie- und Aufstehregel auch ein spannendes und taktisches Hin-und-Her möglich. Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte des Spiels: Die Idee wurde dem australischen Film „Die Jugger – Kampf der Besten“ (1989) entnommen, in dem der Sport eine Art Gladiatorenkampf darstellt. Aus dieser Grundversion entstand in den nachfolgenden Jahren in Deutschland unter Entfernung des „martialischen“ Aspekts der heutige Freizeitsport.
Die deutschen Jugger-Spielerinnen und -Spieler haben es seitdem stetig weiterentwickelt, so dass es nun ca. 80-100 aktive Turniermannschaften gibt, die gemeinsam regelmäßig Turniere im ganzen Land veranstalten. Anders als sonst in Sport üblich, sind die Teams in Jugger dabei nicht geschlechtergetrennt. Auch die internationale Jugger-Gemeinschaft wächst, es gibt u.a. Mannschaften in Australien, Irland und Spanien, die teilweise auch an der Deutschen Meisterschaft 2014 in Villingen-Schwenningen teilnahmen.
Die Pompfen
Die im Jugger verwendeten Sportgeräte, die sogenannten Pompfen, werden von den Spielern selbst hergestellt. Ebenso wird vor jedem Turnier ein Pompfencheck durchgeführt, um beschädigte und unsichere Pompfen herauszufiltern.
Es gibt verschiedene Pompfenarten, die sich alle unterschiedlich spielen und vielfältige taktische Möglichkeiten eröffnen.
Das Spielfeld
Ein normales Juggerfeld hat eine Größe von 20×40 Metern, wobei die Ecken ab-geschrägt sind. Die beiden Tore, auch Male genannt, werden jeweils 2 Meter von den Grundlinien entfernt aufgestellt.
Der Spielball wird vor Spielbeginn in der Feldmitte platziert. Beide Teams starten an ihrer jeweiligen Grundlinie und treffen in der Mitte aufeinander.
Fairness und Sicherheit
Fairplay wird in den meisten Sportarten groß geschrieben, Jugger geht in dieser Hinsicht jedoch einen zusätzlichen Schritt. Es liegt aufgrund der besonderen Regeln in der Natur des Sports, das man sich auf faires Verhalten des Gegners verlassen können muss, da Jugger im Grunde auf dem Abschlagen der Gegenspieler beruht. Da man jedoch nicht immer selbst erkennt, ob man einen gültigen Treffer gelandet hat und auch die Schiedsrichter nicht jeden Spieler im Auge behalten können, ist es unabdingbar, dass niemand Treffer ignoriert und alle Spieler in Eigeninitiative abknien, wenn sie getroffen wurden. Somit fußt Jugger wie kaum ein anderer Sport auf Fairness und gegenseitigem Vertrauen.
Noch wichtiger als dieses Vertrauen ist allerdings die Sicherheit der Spieler. Auf den ersten Blick erweckt Jugger einen sehr martialischen, möglicherweise gar gefährlichen Eindruck. In der Praxis haben sich jedoch die verwendeten Sportgeräte ebenso bewährt wie die umfassenden Sicherheitsregeln: So sind z.B. Kopfschläge aller Arten strikt verboten und da Berührungstreffer ausreichen, ist grundsätzlich darauf zu achten, dass Schläge nicht mit unnötiger Härte ausgeführt werden. Aufgrund dieser und weiterer Regeln kommt es beim Jugger lediglich zu den für Ball- und Laufsportarten üblichen Verletzungen wie umgeknickten Füßen, Überdehnungen und Prellungen.
Interessante Links
Informationen über die deutsche Jugger-Community
Das vollständige deutsche Regelwerk
Ein Bericht über Jugger von Spiegel TV
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